Wissenschaftsausschuss besucht Campus Berlin Buch
Sitzung im Max-Delbrück-Centrum
Es gehört zu der guten Praxis des Wissenschaftsausschuss in unregelmäßigen Abständen außerhalb des Abgeordnetenhaus zu tagen und sich direkt vor Ort in den Wissenschaftseinrichtungen Berlins mit verschiedenen wissenschaftspolitischen Fragestellungen zu beschäftigen.
Am 2. April 2008 tagte der Ausschuss im Max-Delbrück-Centrum auf dem Campus Berlin Buch. Dort hat sich in den letzten 16 Jahren eines der wichtigsten Wissenschaftszentren Berlins entwickelt. Die Geschäftsführerin der BBB Management GmbH, Dr. Gudrun Erzgräber begrüßte den Ausschuss und stellte die Entwicklung in Buch seit 1991 dar. Damals hatte der Wissenschaftsrat dem Land Berlin empfohlen, am Standort Buch ein Zentrum der medizinischen Forschung und Wissenschaft zu etablieren. Im Jahr 1992 wurde dann das Max-Delbrück-Centrum (MDC) für molekulare Medizin gegründet, das heute unter dem Dach der Helmholtz-Gemeinschaft sehr erfolgreich arbeitet. 1998 wurde neben den wissenschaftlichen Einrichtungen ein Innovations- und Gründerzentrum gegründet. Mittlerweile haben sich 50 Unternehmen mit 750 Mitarbeitern dort angesiedelt, die einen Umsatz von über 100 Millionen Euro erwirtschaften.
Diese positiven Entwicklungen sind unter anderem auf eine erhebliche öffentliche Förderung zurückzuführen. Seit 1992 flossen insgesamt 237 Millionen Euro öffentliche Mittel nach Buch. Dies ist ein Beleg dafür, dass mit einem gezielten Einsatz öffentlicher Fördermittel positive und nachhaltige Entwicklungen angestoßen werden können, die zu wissenschaftlicher Exzellenz, Beschäftigung und Wertschöpfung führen.
In den kommenden Jahren soll der Campus weiter ausgebaut werden. So ist zum Beispiel die Einrichtung eines Life-Science-Centers Berlin-Buch (LSC), als erlebnisorientierter Lernort zum Thema Lebenswissenschaften, geplant. Noch ist die Grundsatzentscheidung über das LSC jedoch noch nicht gefallen und auch die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses hatten zahlreiche kritische Fragen zu der Konzeption. Vor allem die Besucherprognose, Fragen der Wirtschaftlichkeit sowie der Risikoübernahme und die an eine öffentliche Förderung geknüpfte Bedingungen wurden intensiv diskutiert. Hintergrund ist, dass für die Investitionssumme von 28 Millionen Euro eine 90prozentige Förderung aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur angestrebt wird. Pikant wird die Sache dadurch, dass der hoch verschuldete Bezirk Pankow diese Förderung beantragen und damit dann auch das Risiko tragen müsste.
Diese intensiven Diskussionen wurden durch einen kurzen Rundgang über den Campus abgerundet. Dabei erhielten die Abgeordneten Einblicke in die in Buch betriebene Stammzellenforschung und in die Arbeit eines mittelständischen Unternehmens, das aus dem MDC vor einigen Jahren ausgegründet wurde.
Offensichtlich haben die Wissenschaftspolitiker aller Parteien Geschmack an Ausschusssitzungen außerhalb des Abgeordnetenhauses und einer unmittelbaren Konfrontation mit der Realität gefunden: Die nächste Sitzung des Wissenschaftsausschusses gemeinsam mit Brandenburger Ausschuss in Potsdam-Golm statt.