Weiterentwicklung oder Stillstand am Tempelhofer Feld?
31.01.2014: Volksentscheid zum Tempelhofer Feld kommt.
185.328. Das ist die Zahl der gültigen Unterschriften, die eine Initiative sammeln konnte, die sich für den Erhalt des Tempelhofer Feldes in seinem jetzigen Zustand und gegen jedwede Bebauung ausspricht. Damit hat die Initiative das erforderliche Quorum von sieben Prozent der für das Abgeordnetenhaus Wahlberechtigten erreicht. Innerhalb von vier Monaten wird es nun zu einem Volksentscheid kommen. Dieses Ergebnis zeigt, dass viele Berlinerinnen und Berliner starken Anteil an der Entwicklung ihrer Stadt nehmen und sich hierfür auch aktiv in den politischen Prozess einbringen. Es zeigt auch, welche Bedeutung das Tempelhofer Feld vor allem als Erholungsraum in den vergangenen Jahren gewinnen konnte.
Dass das Tempelhorfer Feld heute bei vielen Nutzern so beliebt ist, ist nicht zuletzt das Ergebnis eines gemeinsamen Gestaltungsprozesses, dessen Fortgang aber nun gefährdet ist. Die Bürgerinnen und Bürger haben das Tempelhofer Feld für sich entdeckt. Sie nutzen und gestalten es auf vielfältige und oft kreative Weise. Die Politik hat diese Entwicklung begleitet. Mischnutzungen wurden ermöglicht, um die Funktionen des Feldes zu erhalten und zu fördern. In den letzten Jahren hat der Senat – unter breiter Einbindung der Bevölkerung – Pläne zu einer Weiterentwicklung des Tempelhofer Feldes entwickelt und vorgestellt. Wie bei allen Plänen und Vorschlägen gibt es auch in diesem Fall kritische Stimmen. Die SPD und der Senat haben in der Vergangenheit die Planung der Zukunft des Tempelhofer Feldes im Dialog mit den Berlinerinnen und Berlinern vorangetrieben und sich auch offen für Kritik und Anregungen gezeigt. Ein Erfolg der Bürgerinitiative beim Volksbegehren würde diesen gemeinsamen Weg von Politik und Bevölkerung jedoch beenden: Der jetzige Zustand würde gesetzlich für immer eingefroren. Das ist das Gegenteil von dem, was Berlin braucht.
Die SPD-Fraktion unterstützt das Vorhaben des Senats, das Tempelhofer Feld auch durch eine Bebauung der Randbereiche weiterzuentwickeln. Allein schon angesichts der in den nächsten Jahren zu erwartenden Zuzüge und den seit Jahren stark steigenden Mieten in der Stadt wäre es fahrlässig, das enorme Potenzial des Tempelhofer Feldes für zum Beispiel Wonungsbau völlig ungenutzt zu lassen. Der vom Senat erarbeitete Entwurf zeigt auf, dass der Bau von rund 5.000 Wohnungen und die Schaffung dringend benötigter Sportflächen einem Erhalt der jetzigen Funktionen und Vorteile des Tempelhofer Feldes nicht entgegenstehen. Nach wie vor würde den Menschen eine einzigartige Freifläche, inklusive Taxiways und Start- und Landebahn, zur Verfügung stehen.
Die Diskussionen um das Tempelhofer Feld möchte ich in den kommenden Wochen aktiv begleiten. Auch wenn ich die Vorschläge der Bürgerinitiative nicht teile, spreche ich mich dafür aus, den Volksentscheid gleichzeitig mit den Wahlen zum Europaparlament stattfinden zu lassen. Dies würde sich positiv auf die Beteiligung auswirken – und je mehr Menschen sich an Entscheidungen über die Gestaltung unserer Stadt beteiligen, desto besser.