Die Stadtautobahn weiterbauen?
20.06.2010: Meine persönliche Abwägung und Positionierung
Die Frage, ob die Stadtautobahn in Richtung Treptow verlängert werden soll erregt viele Gemüter in der Stadt. Mir fällt es schwer eine einfache Antwort auf diese Frage zu geben, da es sowohl gewichtige Argumente gegen als auch für einen Weiterbau sprechen.
Ganz persönlich fällt mir die Entscheidung auch deshalb schwer, weil ich persönlich ganz eindeutige Einstellungen in Sachen Autoverkehr habe. Privat kann ich Autofahren nichts abgewinnen, fahre kein Auto und bewege mich ausschließlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad durch Berlin. Ganz persönlich brauche ich ganz bestimmt keine Autobahn und finde die Vorstellung weitere Autobahnkilometer durch die Stadt zu bauen nicht besonders anziehend.
Da es aber ganz offensichtlich nicht alle Menschen so halten wie ich, muss ich zur Kenntnis nehmen, dass wir mit dem Autoverkehr in Berlin umgehen müssen. Mein primäres Ziel ist dabei ein möglichst großes Maß an Gleichberechtigung zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern (ÖPNV, Fahrrad >und Auto) zu erreichen. Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, dass die Anwohner in ganz Berlin möglichst wenig vom Autoverkehr belastet werden. > Genau hier besteht aber zweifellos in Neukölln und einigen Teilen Treptows ein dringend zu lösendes Problem. Ein Lösungsvorschlag ist ein Weiterbau der Autobahn. Ich sehe einen solchen Weiterbau kritisch und fand es darum im Frühjahr 2009 eine vernünftige Entscheidung des Parteitags der SPD, den Bau nicht zu befürworten und stattdessen alternative Lösungen zu suchen und zu prüfen. > Jetzt ein Jahr später habe ich muss ich feststellen, dass keine realistischen oder finanzierbaren Alternativen vorliegen. Offenbar gibt es keine andere Möglichkeit, in den aktuell sehr stark vom Verkehr belasteten Bereichen für eine Entlastung zu sorgen. Mir ist bewusst, dass ein Weiterbau der Autobahn den Verkehr nicht reduzieren würde, sondern lediglich zu einer Neuverteilung führt. Konkret bedeutet dies, dass es an einigen Stellen Entlastungen und an anderen Stellen Belastungen geben wird. Ich habe für mich nun zu entscheiden, ob diese Neuverteilung den Weiterbau der Autobahn rechtfertigt, da er an der einen Stelle für nennenswerte Entlastungen und an der anderen Stelle vertretbare zusätzliche Belastungen bringt.
In der Summe aller Überlegungen und unter Berücksichtigung der aktuellen Belastungen habe ich mich bei einer Abstimmung in der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus für den Weiterbau gestimmt. Glücklich bin ich mit dem Beschluss nicht, aber leider stand keine glücklich machende Option zur Abstimmung.
In einer Woche wird der Landesparteitag erneut über den Weiterbau der A 100 abstimmen. Ich gehe davon aus, dass es eine Mehrheit für die Verlängerung der Stadtautobahn geben wird.
Lars Oberg