AUS DER BERLINER MORGENPOST: Bildung bleibt ein Berliner Sorgenkind

Nach dem schlechten Abschneiden Berlins im Ländervergleich für die Fächer Mathematik, Biologie, Chemie und Physik suchen Bildungspolitiker der Stadt erneut nach Wegen für eine bessere Bildung.

Lars Oberg, Vorsitzender des Arbeitskreises Bildung im Berliner Abgeordnetenhaus (SPD), sieht in der Studie ein deutliches Alarmzeichen. "Wir sind sehr unzufrieden mit dem Abschneiden der Berliner Schüler. Es wurde einmal mehr gezeigt, dass Bildung sehr stark von der sozialen Herkunft der Kinder abhängig ist", sagte Oberg. In Berlin würden sich soziale Probleme ballen und damit auch Bildungsschwierigkeiten. Dieser Zusammenhang müsse durchbrochen werden.

Der Bildungsvergleich belegt erneut die hohe Abhängigkeit von Schulerfolg und sozialer Herkunft in Deutschland. Bundesweit erreichen Schüler aus sozial besser gestellten Familien in Mathematik im Durchschnitt 82 Punkte mehr als Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien. "Dies entspricht einem Leistungsvorsprung von fast drei Schuljahren zugunsten der Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Sozialstatus", schreiben die Wissenschaftler. Als eine mögliche Gegenmaßnahme benennt Oberg das vom Senat 2014 geplante "Brennpunktschulprogramm". Dafür werden im neuen Haushaltsjahr insgesamt 14 Millionen Euro bereitgestellt. Das Programm soll Schulen fördern, die über 50 Prozent Schüler haben, die von Lehrmittelzuzahlungen befreit sind. Die sei ein Indikator für soziale Benachteiligung.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) forderte mehr Geld für die Schulen. Der Senat habe insbesondere bei Räumen und pädagogischem Personal der Schulen zu sehr gespart. "Das Land Berlin muss bei der Ausstattung der Schulen wenigstens auf den Stand zurückkommen, auf dem es vor fünf Jahren schon einmal war", sagte Tom Erdmann von der GEW Berlin.

Für Katrin Schultze-Berndt (CDU), Vorsitzende des Landesfachausschusses Schule und berufliche Bildung, liegt hingegen der Schwerpunkt der künftigen Arbeit bei der Begeisterungsfähigkeit der Lehrer. "Oftmals sind Fächer wie Mathe nicht so beliebt bei Schülern wie beispielsweise Sprachen. Da brauchen wir Lehrer, die auch uninteressierte Kinder begeistern", sagte sie. Dies solle auch in der Ausbildung der Lehrer stärker in den Vordergrund gerückt werden. "Derzeit wird zu stark darauf gesetzt, dass Kinder selbst lernen und ihr Wissen in Hausaufgaben vertiefen – darauf können wir uns nicht verlassen", so Schultze-Berndt.

Özcan Mutlu, Bildungspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, ist von dem katastrophalen Ergebnis nicht überrascht. "Die Studie ist ein Schlag ins Gesicht der jahrelangen SPD-Bildungspolitik. Seit Jahren wird von Reformen gesprochen. Nichts wird richtig umgesetzt", sagt Mutlu. Aus seiner Sicht muss nun wirklich Geld in die Hand genommen werden, um die Berliner Bildung zu retten. Gute Absichten würden nicht reichen.

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