AUS DER WELT: Gehen jetzt die Forscher?

Senat streicht der Einstein-Stiftung drastisch die Zuschüsse. In den Gremien rumort es heftig

Der Rotstift des Senats droht renommierte internationale Wissenschaftler zu vertreiben, die sich in den vergangenen Jahren ehrenamtlich in den Gremien der Einstein-Stiftung für die Förderung der Berliner Elite-Forschung engagiert haben. "Stiftungsrat und wissenschaftliche Kommission erwägen angesichts dieses Haushaltsvoranschlages ihre künftige Mitarbeit einzustellen und zurückzutreten", schreibt der Vorsitzende des Stiftungs-Beirates und Chef des Kuratoriums der Freien Universität, Hans-Uwe Erichsen an die Beiräte. Der Senat aus SPD und CDU hatte in seinem Haushaltsplanentwurf für 2014/2015 die Zuschüsse an die Einstein-Stiftung von bisher 12,5 Millionen auf 2,5 Millionen Euro gekürzt. Damit ist die 2009 vom früheren Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) auf den Weg gebrachte Einrichtung, die talentierte Jungforscher fördern, renommierte Wissenschaftler nach Berlin holen und Abwerbeversuche anderer Universitäten für Berliner Koryphäen mit zusätzlichen Mitteln abwehren soll, der größte Verlierer im Poker ums Geld. Der Vorstandsvorsitzende, der Berliner Mathematiker Martin Grötschel, sieht damit den Zweck der Stiftung gefährdet. Neue Projekte könnten nicht mehr bewilligt werden. Ab 2015 sei zudem die Förderung bereits bewilligter Projekte bedroht. "Die Gremien der Stiftung hätten keine Arbeitsgrundlage mehr", sagte der TU-Professor.

Ex-Senator Zöllner hatte großen Wert darauf gelegt, gerade viele renommierte externe Wissenschaftler in die Gremien zu holen, um eine hohe Qualität bei der Förderung von Professuren, Gastwissenschaftlern und Forschungszentren zu gewährleisten und eine objektive Bewertung der Anträge der Berliner Universitäten zu sichern. Top-Leute aus der ganzen Welt, darunter aktuelle oder emeritierte Präsidenten internationaler Elite-Hochschulen wie Stanford oder der Hebrew University, ließen sich für die Mitarbeit gewinnen. Der Kürzungsbeschluss des Senats sei "für die Reputation Berlins als Wissenschaftsstadt verheerendes Signal", so der Beiratsvorsitzende Erichsen. Im ersten Zorn hätten vier oder fünf Stiftungsratsmitglieder mit sofortigem Rückzug gedroht, heißt es aus dem Umfeld der Stiftung. Inzwischen sei man aber der Meinung, diese Drohkulisse erst einmal aufrecht zu erhalten, um beim Parlament in den Verhandlungen einen Nachschlag zu erwirken. Der SPD-Wissenschaftsexperte Lars Oberg will kämpfen: "Der Senat hat zu wenig Geld eingeplant, um die bereits bewilligten Projekte zu finanzieren." Die Berliner Universitäten drängen vor allem darauf, die Stiftung am Leben zu halten. "Damit wir eine Chance haben, unsere Exzellenzprojekte zu verstetigen", sagte TU-Präsident Jörg Steinbach.

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