AUS DER BERLINER MORGENPOST: CDU und SPD für Kompromiss bei Lehrerausbildung

Die SPD fordert eine einheitliche Ausbildung aller Oberschullehrer. Die CDU will jedoch den Studienrat erhalten. Der Streit dauert bereits mehrere Monate an. Nun gehen beide Parteien aufeinander zu.

Im Streit um die Ausbildung der Oberschullehrer könnte sich die rot schwarze Koalition demnächst auf einen Kompromiss einigen. Michael Thiedemann, Sprecher der CDU-Fraktion, sagte der Berliner Morgenpost, dass seine Partei zwar den Studienrat unbedingt erhalten will. "Das ist die Ziellinie der CDU", so Thiedemann. Man könne sich aber vorstellen, dass es erst im letzten Teil des Studiums eine unterschiedliche Ausrichtung für Sekundarschullehrer und Gymnasiallehrer gibt. Nach Ostern wolle man mit der SPD darüber reden.

Auch aus SPD-Kreisen war zu erfahren, dass über einen solchen Kompromiss nachgedacht wird. Dabei geht es offenbar um zwei verschiedene Masterstudiengänge, die zum gleichen Abschluss führen. Damit würden die Oberschullehrer befähigt werden, an beiden Schulformen zu unterrichten, heißt es. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sei auf diese Lösung bisher aber nicht eingegangen. Für Scheeres ist die Lehrerbildungsreform eines der wichtigsten Vorhaben dieser Legislaturperiode.

Expertenteam schlug gemeinsame Ausbildung vor

CDU und SPD streiten bereits seit Monaten um das neue Gesetz zur Lehrerbildung. Knackpunkt der Auseinandersetzung ist die Frage, ob es künftig eine gemeinsame Ausbildung für alle Oberschullehrer geben soll. Das hatte ein von der Bildungssenatorin beauftragtes Expertenteam vorgeschlagen. Das befürwortet die SPD.

Die CDU beharrt indes darauf, dass Lehrer für Sekundarschulen und für das Gymnasium unterschiedliche ausgebildet werden müssen. Sie begründet das damit, dass die Schüler an den Sekundarschulen vorrangig eine Berufsausbildung anstreben würden und die am Gymnasium ein Studium. Eine einheitliche Lehrerausbildung würde das Gymnasium langfristig schwächen, heißt es. Auch die Vereinigung der Oberstudiendirektoren plädiert für eine schulspezifische Ausbildung. Der Einheitslehrer für die Oberschulen sei ein Schritt in Richtung Einheitsschule für alle, sagte deren Vorsitzender Ralf Treptow.

Katrin Schultze-Berndt (CDU), Vorsitzende des Fachausschusses Bildung in der CDU, verwies auf das Leitbild Berliner Schule, dass die Bildungsverwaltung vor kurzem erarbeitet hat. "Darin wird deutlich zwischen Sekundarschule und Gymnasium unterschieden", sagte sie. Ziel des Gymnasiums sei es demnach, vor allem kognitiv mit den Schülern zu arbeiten und sie studierfähig zu machen. An der Sekundarschule seien hingegen der Praxisbezug sowie didaktische Fragen von größerer Bedeutung. "Im Lehrerbereich brauchen wir viele Spezialisten, um jeden Schüler so gut es geht zu fördern", so Schultze-Berndt.

CDU will endlich eigene Prioritäten setzen

Bisher haben sämtliche Gespräche zwischen SPD und CDU aber zu keiner Einigung geführt. Doch die Zeit drängt. Das Gesetz zur Reform der Lehrerausbildung soll im Herbst verabschiedet werden. Dabei dürfte die CDU an dieser Stelle kaum einlenken. Ihr geht es darum, in der Bildungspolitik endlich eigene Prioritäten zu setzen. Schließlich hatte sie in den Koalitionsverhandlungen in diesem Bereich zurückstecken müssen und war mit ihren Forderungen nach einer Wiederverbeamtung der Lehrer sowie nach der Einführung des Wahlpflichtfaches Religion gescheitert.

Der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD, Lars Oberg, betonte indes: "Wir sind nicht bereit, ein anachronistisches System zu installieren." Fachleute würden die gemeinsame Ausbildung der Oberschullehrer empfehlen. Auch in anderen Bundesländern würde man eine Änderung des Lehrerbildungsgesetzes unter diesem Gesichtspunkt prüfen. Die Arbeit an Sekundarschulen und Gymnasien erfordere die gleichen pädagogischen Fähigkeiten. Oberg plädierte für schnellen Handeln. "Die Unis sind ein umständlich reagierendes System. Wir müssen deshalb spätestens im Oktober oder November einen Beschluss fassen, damit zum Sommersemester 2014 mit der Lehrerbildungsreform begonnen werden kann."

Neben einer einheitlichen Ausbildung für alle Oberschullehrer haben die Experten unter der Leitung des Pisa-Forschers Jürgen Baumert eine verbindliche Ausbildung aller Grundschullehrer in Deutsch und Mathematik empfohlen. Außerdem soll der eigenständige Studiengang Sonderpädagogik abgeschafft und stattdessen in allen Lehramtsstudiengängen ein solcher Schwerpunkt installiert werden.

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YouTube-Kanal von Lars Oberg

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