AUS DEM BERLINER KURIER: Wie Facebook-fit sind Berlins Politiker?
Berlin – Das Internetportal Facebook ist seit Freitag an der Börse notiert. Schon lange gehört es für viele zum sozialen Leben dazu. Zeit, mal zu überprüfen, wie Facebook-fit Berlins Politiker sind.
Auf den ersten Klick fällt auf: Die SPD-Abgeordneten sind am aktivsten im sozialen Netzwerk. Und es gibt zwei Arten von Facebook-Politikern.
Typ Eins: der „Wahlkampf-Facebooker“. So ein Fall scheint Mittes Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU) zu sein. Seinen letzten Facebook-Eintrag verfasste er am 17. September 2011. „Die letzten 10 Stunden des Wahlkampfes beginnen“, postete er damals und lobte seine Partei noch einmal in den höchsten Tönen. Doch seitdem: Leere auf seinem Profil.
Die andere Art des Facebook-Politikers, den „Politiker zum Anfassen“, verkörpert zum Beispiel die SPD-Abgeordnete Ellen Haußdörfer aus Treptow-Köpenick. Regelmäßig postet sie nette Nebensächlichkeiten aus ihrem Leben, zeigt zum Beispiel ein Foto von ihren neuen roten Haarsträhnchen. Das wirkt offen, bürgernah – und ist ganz schön clever.
Schließlich beweist man damit: Man ist am Puls der Zeit – und gibt dennoch nur das preis, was einen auch als Politiker sympathisch erscheinen lässt. Dazu gehört natürlich auch, mal zuzugeben, dass man gerade „Lambrusco-selig“ ist (Haußdörfer am 3. Februar um 23.35 Uhr) oder ein Foto von Oliver Igel (SPD) beim Eisessen. Igel teilt ebenfalls regelmäßig via Facebook mit, was er gerade so macht. Zum Beispiel den Besuch des Maifests seiner Partei mit Genossin Dilek Kolat. Dilek Kolat gefällt das.
Die großen Namen der Berliner Politik sind natürlich auch bei Facebook: Ramona Pop (Grüne) postete ein Foto von ihrem Besuch im Klärwerk. Klaus Wowereit (SPD) hat eine eigene Seite, fast 10.000 Personen drückten dort schon auf „gefällt mir“. Frank Henkel (CDU) gefällt dagegen gerade mal 256 Facebook-Nutzern. Er hat aber auch nur eine langweilige Seite, auf der man seinen Wikipedia-Eintrag findet. Viel aktiver ist da Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) mit gleich zwei Facebook-Profilen.
Köhne fragte sich via Facebook schon, „ob dieser Senat noch alle Tassen im Schrank hat“. Am 15. März hielt er „die Aussagen des Finanzsenators zur Haushaltslage der Bezirke für blanken Unsinn“.
Und die Piraten? Sie twittern lieber, als dass sie Facebook nutzen. Auch Lars Oberg (SPD) jagt seine Nachrichten, zusätzlich zu Facebook über den Kurznachrichtendienst „Twitter“ raus. „Das ist eine einfache Möglichkeit, mit Leuten schnell und unkompliziert in Kontakt zu kommen“, findet Oberg. Er zieht auch gerne mal Politiker anderer Parteien durch den Kakao – wie Norbert Röttgen (CDU). Politisch gesehen ist er aber vermutlich, wie die meisten seiner Kollegen, froh, dass Facebook noch keinen „Gefällt mir nicht“-Knopf erfunden hat ...
- Berliner Kurier