Ein guter Kiez zum alt werden: Stadtteiltag mit interessanten Einblicken
25.10.2014: Stadtteiltag zur Lebenssituation von Seniorinnen und Senioren in Schöneberg
Beim zweiten Stadtteiltag des Jahres habe ich mich intensiv mit den Lebenssituationen älterer Menschen in Schöneberg auseinandergesetzt. Auf dem Programm standen eine Frühverteilung, ein Gespräch mit der Seniorenvertretung, Besuche bei zwei Seniorenwohnheimen sowie eine mobile Sprechstunde.
Am Vormittag diskutierte ich im Rahmen eines Frühstücks mit der Seniorenvertretung des Bezirks und dem Bezirksverordneten Hermann Zeller über Möglichkeiten zur Stärkung der Partizipation älterer Menschen. Deutlich wurde hierbei, dass die Unterstützung der Vertretung durch das Bezirksamt in einigen Bereichen verbessert werden könnte. Mit den Mitgliedern der Seniorenvertretung diskutierte ich auch die Frage, wie die Beteiligung an der Wahl der Vertretung verbessert werden kann. Während aus meiner Sicht eine Zusammenlegung dieses Wahlgangs mit den Wahlen zum Abgeordnetenhaus und den Bezirksverordnetenversammlungen Schwierigkeiten bereiten würde, könnte die Einführung von Briefwahlen ein guter Weg sein.

Lars Oberg im Gespräch mit der Seniorenvertretung Tempelhof-Schöneberg
Da sehr viele ältere Menschen nicht mehr ohne Hilfestellung ihren Alltag bestreiten können, war es mir auch wichtig, Alten- und Pflegeheime im Kiez zu besuchen. Im von der Immanuel-Diakonie getragenen Seniorenzentrum Schöneberg und dem Caritas-Seniorenheim St. Josef sprach ich mit Bewohnerinnen und Bewohnern und diskutierte mit den Beschäftigten über die Herausforderungen in der Altenpflege und die Einbindung der Heime in das Schöneberger Leben. In beiden Einrichtungen wurde dabei deutlich, dass bei der Pflege älterer Menschen verstärktes politisches Engagement nötig ist. Pflegeheime müssen in die Lage versetzt werden, mehr qualifiziertes Personal einstellen zu können. Ein Problem dabei ist auch die teilweise Abhängigkeit dieser Finanzierung von Landeshaushalten, die dazu führt, dass Bundesländer mit größeren sozialen Problemen kaum Spielräume für die Finanzierung bestimmter Aspekte der Altenpflege haben. Auch die Attraktivität des Berufsfelds Altenpflege muss – nicht zuletzt durch angemessene Bezahlung – deutlich verbessert werden. Die Seniorinnen und Senioren, mit denen ich ins Gespräch kommen konnte, waren mit ihrer Lebenssituation in ihren Heimen und in Schöneberg im Großen und Ganzen zufrieden. Das zeigt, wie viel gute Arbeit in der Altenpflege trotz oft schwieriger Arbeitsbedingungen geleistet wird.
An vielen Stellen sind die Seniorenheime gut ins Kiezleben eingebunden: Schulen und Kitas unterhalten Kooperationen, das Caritas-Seniorenheim ist stark in die katholische St. Norbert-Gemeinde eingebunden und das Seniorenzentrum ist beispielsweise beim Motzstraßenfest mit einem Stand vertreten. Gleichwohl besteht in den Einrichtungen großes Interesse daran, die Beziehungen zu vielfältigen Akteuren im Kiez auszubauen. Besonders im Seniorenzentrum Schöneberg wurde deutlich, dass sich die ganze Vielfalt des Stadtteils – ob bei Herkunft oder sexueller Identität und Orientierung – zunehmend bei Personal und Bewohnern in den Senioreneinrichtungen widerspiegelt. Diesen spannenden Prozess möchte ich gerne weiter begleiten und bleibe im Gespräch mit den verschiedenen Akteuren in Schöneberg.

Interessante und nette Gespräch bei der mobilen Sprechstunde von Lars Oberg