Endgültiges Aus für Hertie in Schöneberg
Kaufhaus am Kaiser-Wilhelm-Platz schließt am 15. August 2009
Am Ende haben alle Proteste der Belegschaft und Bemühungen der Politik nichts geholfen. Die seit über einem Jahr insolvente Warenhauskette Hertie schließt deutschlandweit seine Filialen. Auch Schöneberg ist davon unmittelbar betroffen. Das Hertie-Kaufhaus am Kaiser-Wilhelm-Platz wird am 15. August 2009 endgültig geschlossen. Bereits seit mehreren Wochen findet in dem Haus ein Räumungsverkauf statt, den etliche Schöneberger dafür nutzten, Abschied von "ihrem" Kaufhaus zu nehmen.

Das geschlossene Hertie-Kaufhaus in Berlin Schöneberg
Bei den allermeisten Schönebergern stößt die Schließung von Hertie auf Unverständnis und Wut. Seit Jahrzehnten leistet dieses Kaufhaus einen großen Beitrag zur wohnortnahen Versorgung der Schönebergerinnen und Schöneberger, die für den Kauf vieler Dinge des täglichen Bedarfs künftig längere Wege auf sich nehmen müssen.
Nach einer wechselvollen Geschichte mit zahlreichen Namens- und Betreiberwechseln ist Hertie nun an der rückläufigen Nachfrage und vor allem aber auch an den absurden Mietforderungen des englischen Eigentümers gescheitert. Dieser hatte die Warenhäuser vor drei Jahren von Karstadt übernommen, das sich von seinen kleineren Häusern aus Gründen der Wirtschaftlichkeit trennte. Zunächst firmierten die 73 Häuser unter "Karstadt kompakt" und wurden dann schließlich in Hertie umbenannt. Der neue Besitzer Dawnay Day hatte die Warenhäuser vor allem mit Blick auf die Immobilien in attraktiver Innenstadtlage übernommen. Dabei hatte Dawnay Day sich jedoch verspekuliert bzw. das Mietpotenzial deutlich überschätzt. Dennoch erhöhte der Eigentümer für die eigenen Warenhäuser massiv die Miete. Schnell wurde deutlich, dass eine so hohe Miete sich im Warenhausbetrieb nicht erwirtschaften lässt.
Im Ergebnis führte dieses Vorgehen sowohl für Hertie als auch den Eigentümer Dawnay Day in die Insolvenz. Mehr als ein Jahr lang versuchte dann ein Insolvenzverwalter eine Lösung für die Warenhäuser zu finden. Zustande kam sie indes nicht, was nach Angaben von Arbeitnehmervertretern ganz wesentlich an der fehlenden Bereitschaft des Eigentümers, einen Beitrag zur Rettung zu leisten, lag.
Wie es nun mit dem Haus in Schöneberg weitergeht ist unklar. Klar ist, dass die Hauptstraße als Einkaufsstraße ihren wichtigsten Anziehungspunkt verliert. Schon heute hat der Leerstand entlang der gesamten Hauptstraße ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Zudem haben sich in den letzten Jahren zahlreich Billig-Läden angesiedelt, die die Attraktivität der Hauptstraße nicht gerade steigern. Auch die Politik ist gefragt, einen Beitrag dazu zu leisten, dass aus einer einstmals wichtigen und attraktiven Einkaufsstrasse nicht eine heruntergekommene Durchgangsstraße wird, die auch die umliegenden Kieze nach unten zieht. Es muss im Dialog mit dem Eigentümer rasch eine vernünftige Nachnutzung gefunden werden. Eine Ruine wie jahrelang am Prälat kann Schöneberg nicht verkraften.