Gasometer: Projektentwickler stellt neue Planungen vor
Zugeständnisse bei der Höhe der Gebäude, aber keine grundsätzliche Veränderung der Pläne
Die Pläne zum Ausbau des ehemaligen Gasag-Geländes auf der Roten Insel in Schöneberg zu einem Europäischen Energieforum erregt seit Monaten die Gemüter der Schönebergerinnen und Schöneberger. Die im April öffentlich gewordenen Details des Bauvorhabens haben viel Anwohner ob der Massivität und der Höhe der Gebäude schockiert. Dies wurde auch bei der vorzeitigen Bürgerbeteiligung deutlich, bei der weit mehr als 100 Einwände von Seiten der Anwohner gegen das Projekt geltend gemacht wurden.
Schnell wurde klar, dass dieses Projekt in der ursprünglichen Form nicht durchsetzbar ist. Auch die meisten Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg revidierten ihre zunächst kritiklose Zustimmung zum Projekt und seiner baulichen Ausgestaltung und schlossen sich den Grundeinwänden der Anwohner an. So brachte die SPD-Fraktion vier Anträge ein, mit denen das Bezirksamt aufgefordert wurde dafür Sorge zu tragen, dass es keine zusätzliche Verkehrsbelastung für die Anwohner auf der roten Insel geben wird und dass die Bauhöhe an die umgebende Bebauung angepasst wird.
Auch das Landesdenkmalamt übte heftige Kritik an den Planungen. Insbesondere der Plan das Stahlskelett des Gasometers quasi in volle Höhe mit einem Gebäude auszufüllen und der Umgang mit den übrigen denkmalgeschützten Gebäuden stießen auf die Ablehnung der Denkmalschützer.
Angesichts der massiven Kritik sah sich der Projektentwickler gezwungen seine Planungen anzupassen. Bei der Sitzung des Stadtplanungsausschusses am 10. September wurden die neuen Pläne vorgestellt. Bereits im Vorfeld der Präsentation waren die Anpassungen mit dem Bezirksamt und den Denkmalschutzbehörden abgestimmt worden. Im einzelnen ist nun vorgesehen die Bauhöhe entlang der Wannseebahn auf 33 bis 29,5 Meter zu reduzieren, auf die Verschiebung des denkmalgeschützten Magazingebäudes zu verzichten und die Höhe der im Norden und Süden des Gelände geplanten Hochhäuser auf 55 bzw. 45 Meter zu reduzieren. Das Gebäude in der Hülle des Gasometers soll jetzt 57 Meter hoch werden und somit die beiden oberen Ringe des Stahlskeletts freilassen.
Unter den Bezirksverordneten stießen diese Vorstellungen auf eine breite und überwiegende Zustimmung. Von Seiten der Bürgerinitiative Gasometer wurde jedoch darauf hingewiesen, dass die vorgenommenen Anpassungen die negativen Folgen des Projektes für die Anwohner nicht beseitigen könne. Im Mittelpunkt der Kritik stehen nach wie vor die Bauhöhe und vor allem die Massivität der geplanten Gebäude. Nach wie vor sehen die Planungen vor, im Wohngebiet 160.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zu errichten. Dies entspricht in etwa der Geschossfläche des Sony Centers am Potsdamer Platz. Die Mitglieder der Bürgerinitiative kündigten an, die neuen Pläne genau zu prüfen, um dann die Möglichkeiten der weiteren Bürgerbeteiligungsverfahren zu nutzen.
Lars Oberg erklärte zu den neuen Plänen für das Gelände rund um das Gasometer: "Es ist zu begrüßen, dass der Projektentwickler auf die massive Kritik der Schönebergerinnen und Schöneberger reagiert hat. Allerdings sollte die Bauhöhe, vor allem bei den geplanten Hochhäusern, noch einmal kritisch hinterfragt werden. Die Realisierung dieses Projektes kann von Seiten der Anwohner nur dann als Gewinn empfunden werden, wenn sich die neuen Gebäude in die bestehenden Strukturen einpassen. Aussagen des Projektentwicklers, dass das Gasag-Gelände einen abgeschlossenen Raum darstelle und sich die Planungen darum nicht in das Stadtgefüge einpassen müsse, erscheinen aus Sicht der Schöneberger absurd. Um sicherzustellen, dass die mit den Planungen verbundenen Konzeptionen eines Europäischen Energieforums nach Abschluss des Bebauungsplanverfahrens tatsächlich verfolgt werden, sollte das Bezirksamt die Möglichkeiten eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans prüfen."
Weiter erkärte Oberg: "Auch die Realisierung der vorgeblich geplanten Energieuniversität betrachte ich skeptisch. Es gibt ernst zu nehmende Stimmen aus der Wissenschaftsszene, die die bislang bekannt gewordene Universitäts-Idee außerordentlich kritisch hinterfragen. Der Projektentwickler muss erst noch beweisen, ob eine solche Universität lebensfähig ist. Wenn ein vollständiges und seriöses Konzept für die Hochschule vorliegt, wird dieses auch aus wissenschaftspolitischer Sicht zu bewerten sein."